Junge Migrant*innen aus Südosteuropa in Regensburg: IOS stellt Studie vor
Wie viele bayerische Städte erlebt auch Regensburg seit Jahren einen starken Zuzug von Migrant*innen aus Südosteuropa. Allerdings ist bislang wenig über die Motive und die Erfahrungen dieser Menschen bekannt. Eine Studie des IOS bringt hier neue Erkenntnisse (Download unten). Am Beispiel junger Migrant*innen, die aus der südosteuropäischen Donauregion nach Regensburg gezogen sind, beleuchtet sie Migrationserwartungen, -biografien, -muster und -erfahrungen. Die Ergebnisse stellten die Verantwortlichen in einem Pressegespräch am IOS vor. Aufbauend darauf wird das IOS unter anderem Empfehlungen für Kommunen entwickeln, um gerade für mobile junge Fachkräfte attraktiv zu bleiben respektive zu werden – denn die Empfehlungen richten sich nicht nur an Zuwanderungskommunen, sondern auch an Städte, die von starker Abwanderung betroffen sind.
Die Studie „Migrant*innen aus der Donauregion in Regensburg“ ist Teil des von der Europäischen Union im Rahmen von Interreg (Danube Transnational Programme) geförderten Projekts „TalentMagnet“. Das Projekt befasst sich mit der Abwanderung hochqualifizierter junger Menschen vor allem aus kleinen und mittelgroßen Städten im Donauraum. Am IOS wird es von Ulf Brunnbauer und Kathleen Beger bearbeitet. Durchgeführt wurde die Studie vom Institut für sozialwissenschaftliche Beratung GmbH (ISOB), vertreten durch Alexander Krauss und Alice Buzdugan.
Grundlegendes
Zwischen August und Dezember 2022 befragte das ISOB anhand eines semi-strukturierten Interviewleitfadens 30 nach Regensburg gezogene Migrant*innen aus der Donauregion: aus Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Österreich, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ukraine sowie Ungarn. Ebenso befragt wurden 8 Rückkehrer*innen bzw. Binnenmigrant*innen. Die Interviewten waren zwischen 18 und 52 Jahre alt.
Allgemeine Ergebnisse
Grundsätzliche zeigte sich, dass Mobilität innerhalb der EU von vielen Befragten inzwischen als selbstverständlich wahrgenommen wird. Im Umkehrschluss, insbesondere im Hinblick auf den Fachkräftemangel, heißt das, dass Deutschland wie auch Regensburg bestmögliche Bedingungen schaffen müssen, um Migrant*innen vor Ort zu halten.
Gründe für die Wahl Regensburgs
Vor allem drei Faktoren waren es, die den Befragten zufolge den Ausschlag gaben, warum sie gerade nach Regensburg gezogen sind: Genannt wurden Arbeit (höhere Einkommen, Anerkennung für die geleistete Arbeit, Arbeitsinhalte und -ethos), Bildung (kostenloses Hochschulstudium), soziales Umfeld (Familienzusammenführung, Netzwerk an Freunden/Bekannten hier).
Attraktivität und Defizite Regensburgs
Allgemein beurteilten die Befragten Regensburg positiv, genannt wurden unter anderem die Attraktivität der Altstadt, eine junge/touristische Atmosphäre. Umgekehrt arbeitete die Studie auch Defizite heraus. So muss die Stadt nach Einschätzung der Interviewten:
- mehr und günstigeren Wohnraum schaffen;
- mehr Kitaplätze und Infrastrukturen für Kinder und Familien schaffen;
- ÖPNV ausbauen (billiger, Stadtbahn bauen);
- weiterhin Kultur- und Freizeitangebote bereitstellen bzw. ausbauen;
- mehr digitale Behördengänge ermöglichen; Behördengänge in Fremdsprachen ermöglichen.
Darüber hinaus wurden intakte Natur, Umweltschutz und Sauberkeit als wichtige Faktoren für die Anziehungskraft einer Kommune genannt.
Gründe/Bedingungen für mögliche Rückkehr
Schließlich fragten die Interviewer auch, was Herkunftsländer verbessern müssen, damit die Migrant*innen eine Rückkehr in Erwägung ziehen würden. Genannt wurden nicht nur höhere Einkommen und hochwertige Arbeitsplätze, sondern auch Anerkennung für die geleistete Arbeit und die im Ausland gewonnenen Qualifikationen. Ebenso als wichtig angeführt wurden hochwertigere Freizeit- und Kulturangebote, ein verbessertes Gesundheitssystem sowie Bekämpfung von Korruption und generell „Good Governance“.
Medienberichte über die Vorstellung der Studie haben die Mittelbayerische Zeitung und die Regensburger Zeitung veröffentlicht.
Eine Zusammenfassung der Studie steht zum Download bereit.
Ansprechperson
Dr. Kathleen Beger
Wissenschaftliche Mitarbeiterin