Hungersnot in der Ukraine 1932—1933. Die verdrängte Geschichte eines Massenmordes
Vortrag und Diskussion mit Guido Hausmann (IOS).
Im November 2022 jährt sich zum 90. Mal eine der größten Tragödien der ukrainischen Geschichte – die große Hungersnot der Jahre 1932—1933. Die künstlich erzeugte und durch die stalinistische Politik der Kollektivierung verursachte Hungersnot kostete mindestens 4 Millionen Menschen das Leben und ging unter der Bezeichnung „Holodomor“ in die Geschichte ein. Bis heute streiten Historiker*innen darüber, ob der Holodomor eine unbeabsichtigte Folge der Kollektivierung war – oder ob Josef Stalin den Hunger gezielt als Waffe eingesetzt hat, um den Widerstand des ukrainischen Bauerntums gegen die Kollektivierung zu brechen.
Heute gibt es kaum eine ukrainische Familie, die keine Opfer des Holodomor zu beklagen hätte. Die gemeinsame Erinnerung an den Holodomor hatte eine enorme identitätsstiftende und integrative Bedeutung für die Ukrainer*innen und spielte eine entscheidende Rolle beim Zerfall der Sowjetunion. Mit Parolen „Nie wieder Holodomor!“ gingen Hunderttausende Ukrainer*innen 1991 zum Referendum und stimmten mit überwiegender Mehrheit für die Unabhängigkeit ihres Landes.
In Deutschland ist die Tragödie von Holodomor überraschend wenig bekannt. Was sind die Gründe dafür? Welche Parallele gibt es zur heutigen Zeit, in der Russland erneut droht – diesmal auf der internationalen Skala – Hunger als Waffe einzusetzen? Warum debattierte vor einigen Jahren der Deutsche Bundestag über die Anerkennung des Holodomor als Völkermord? Diese und andere Fragen beleuchtet in seinem Vortrag der Ukraine-Historiker und Vorsitzende der Deutsch-Ukrainischen Historikerkommission, Guido Hausmann.
Guido Hausmann ist Leiter der Abteilung Geschichte am Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Regensburg (IOS) und Professor für Geschichte Ost- und Südosteuropas an der Universität Regensburg.
Eine Veranstaltung des Lew Kopelew Forums in Kooperation mit FUTUR 3 und dem IOS.
Veranstaltungsort: Lew Kopelew Forum, Neumarkt 18, 50667 Köln. Unkostenbeitrag (nur für Präsenzveranstaltung): 5,00 €; LKF-Mitglieder*innen, Schüler*innen, Studierende und ALG-II-Empfänger*innen 2,50 €
Eine Online-Teilnahme ist kostenlos möglich (Link zur Registrierung unten). Nach der Registrierung erhalten Sie eine Bestätigungs-E-Mail mit Informationen über die Teilnahme.
Die Veranstaltung wird außerdem live auf dem YouTube-Kanal des Lew Kopelew Forums übertragen.