Sabine Rutar et al. (Hg.): "No Neighbors’ Lands in Postwar Europe. Vanishing Others"
In der Reihe "Palgrave Studies in the History of Experience" ist das Buch "No Neighbors’ Lands in Postwar Europe. Vanishing Others" von Sabine Rutar, Anna Wylegała und Małgorzata Łukianow erschienen.
Das Buch befasst sich in multidisziplinärer und vergleichender Perspektive mit den gesellschaftlichen "Leerstellen" (social voids), die durch Besatzung, Völkermord, Massengewalt und Bevölkerungsverschiebungen infolge des Zweiten Weltkriegs in Europa entstanden. Historikerinnen (und ein Historiker), Soziologinnen und Anthropologinnen untersuchen lokale Kontexte in "gesäuberten" Orten und Regionen: Wie fühlte es sich an, das Kleid der ermordeten Nachbarin zu tragen? Wie gewöhnte man sich daran, dass Freund*innen, Kolleg*innen und Nachbar*innen nicht mehr zum Alltag gehören? Wie wurde moralische, soziale und rechtliche Ordnung wiederhergestellt, nachdem ein Teil der lokalen Gesellschaft an der ethnischen "Säuberung" eines anderen Teils beteiligt gewesen war? Wie wurde Ordnung in psychologischer Hinsicht wiederhergestellt, angesichts der Tatsache, dass viele Menschen Zeuge geworden waren, als andere von den Besatzern und ihren Helfern ermordet wurden? Das Buch beleuchtet in gesamteuropäischer Perspektive, wie die durch den Weltkrieg zerstörten, einst multiethnischen und multireligiösen Gesellschaften den Wiederaufbau in der Nachkriegszeit erlebten, wie sie versuchten, das Geschehene zu bewältigen, und wie Erinnerung ausgehandelt wurde und wird.
Die Idee zu diesem gemeinsamen Projekt entstand im Oktober 2018, als Anna Wylegała Gastwissenschaftlerin am IOS war. Volha Bartash (IOS-Research-Fellow) hat ebenfalls an der Publikation mitgewirkt.