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„Jahrbücher für Geschichte Osteuropas“: Themenheft „Vernichtungskrieg, Besatzung und juristische Aufarbeitung: Opferperspektiven“ erschienen

05.10.2021 Publikationen

Das Doppelheft 3/4 des 68. Jahrgangs der „Jahrbücher für Geschichte Osteuropas“ erscheint als Themenheft unter dem Titel „Vernichtungskrieg, Besatzung und juristische Aufarbeitung: Opferperspektiven“. Die darin enthaltenen Beiträge russischer, ukrainischer und deutscher Historikerinnen und Historiker richten den Blick auf zivile Opfergruppen des Zweiten Weltkriegs und nehmen neben den Opfern der nationalsozialistischen Besatzungsherrschaft in den besetzten sowjetischen Gebieten auch Opfer des Stalinismus in den von der Roten Armee befreiten Regionen in den Blick. Gastherausgeberin ist Tanja Penter (Heidelberg), die in die Thematik einführt. Der Aufsatz von Artem Latyshev (Moskau) „Almost Soviet. Integration of the Liberated Territories of the USSR, 1942–1944” zeigt, dass Gewalt gegen die Zivilbevölkerung im Kontext der Befreiung durch die Rote Armee keine Seltenheit darstellte. Dabei geht er erstmals auch auf die Haltungen und Wahrnehmungen der Befreier gegenüber den Befreiten ein. Yuliya von Saal (München) plädiert in ihrem Beitrag „Mehr als Opfer. Kriegskinder und ihr Überleben in den Kinderheimen im besetzten Belarus“ dafür, dem etablierten Narrativ von Kindern als passiven Opfern eine Perspektive entgegenzusetzen, die die Handlungsspielräume der Minderjährigen hervorhebt und die zahlreichen Grauzonen zwischen Opfer- und Täterrollen auslotet. Jasmin Söhner (Heidelberg) beschäftigt sich in ihrer Abhandlung „After Nuremberg“ mit der Nachkriegsgeschichte ziviler sowjetischer Opferzeugen und deren Rolle bei westdeutschen Gerichtsprozessen gegen NS- und Kriegsverbrecher. Am Beispiel der „Ermordung von psychisch kranken Menschen in Poltava (1941–1943)“ nehmen Dmytro Tytarenko (Krywyj Rih) und Tanja Penter die Aufarbeitung des Verbrechens in der Nachkriegszeit durch deutsche und sowjetische Justizorgane in den Blick und untersuchen die Justizkooperation über die Grenzen der Blockkonfrontation des Kalten Kriegs hinweg. Corinna Kuhr-Korolev (Potsdam) erläutert und kontextualisiert abschließend eine Auswahl erstmals publizierter Fotografien von Insassen eines Novgoroder Invalidenheims, die der Fotograf und Wehrmachtsangehörige Ernst Baumann vermutlich kurz vor deren Ermordung aufgenommen hat. Die Bilder sind außergewöhnlich, weil sie die kranken und behinderten Menschen in ihrer Individualität und Zerbrechlichkeit, aber auch Würde zeigen.

Beigefügt ist diesem Themenheft ein Diskussionsbeitrag von Dmytro Tytarenko, der eindrücklich veranschaulicht, wie in den Jahren 2014–2016 das Gedenken an den Zweiten Weltkrieg in der Geschichtspolitik der „Donecker Volksrepublik“ instrumentalisiert wurde.

58 Rezensionen neuer Forschungsliteratur zur Geschichte Osteuropas ergänzen die Aufsätze. 30 weitere Besprechungen sind parallel zum Heft online in den „jgo.e-reviews“ 2020, 2 auf recensio.net erschienen.

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