Kooperationspartner: Scientific Research Centre of the Slovenian Academy of Sciences, Ljubljana, Slowenien
Projektleitung in Ljubljana: Prof. Dr. Tanja Petrović
Projektteam: Regensburg: Ulf Brunbauer, Heike Karge, Sabine Rutar, Peter Wegenschimmel. Ljubljana: Iva Kosmos, Tanja Petrović, Martin Pogačar, Nataša Rogelja
Gefördert vom DAAD und dem Slowenischen Wissenschaftsministerium
Fischdosen stellen ein überall erhältliches, günstiges, zumal gesundes und beiläufig konsumiertes Nahrungsmittel dar. Über ihre Produktion und deren Geschichte wissen wir aber nicht Bescheid, obwohl sie interessante Einsichten über globale und lokale Arbeitsprozesse sowie Veränderungen in der Mensch-Umwelt-Beziehung bereithalten. Fabriken zur Herstellung von Fischkonserven waren in maritimen Regionen oftmals die ersten industriellen Arbeitgeber, insbesondere für Frauen. Dadurch veränderten sie Familiensysteme ebenso wie Migrationsmuster. In den letzten Jahrzehnten repräsentiert diese kaum beachtete Industrie wie wenige andere die ökonomische Globalisierung, da Fischkonserven leicht und kostengünstig in alle Welt transportiert werden können. John Steinbeck könnte heute seinen Roman „Cannary Row“ (dt. „Die Straße der Ölsardinen“) nicht mehr schreiben, zumindest würde die Handlung nicht mehr in den USA stattfinden, denn dort schloss 2010 die letzte Sardinendosenfabrik. Dafür boomt die Produktion in Südostasien.
Unser Projekt wird sich Geschichte und Gegenwart der Fischkonservenindustrie an der slowenischen und kroatischen Küste widmen und dabei historische und ethnologische Methoden anwenden. Es geht nicht nur um die Rekonstruktion der Geschichte einzelner Fabriken (wie Mirna in Rovinj), die bis heute niemals beforscht wurden, sondern auch um Erinnerungen an die Arbeit in diesen Betrieben sowie populäre Haltungen und Repräsentationen heute. Ziel ist, zum einen die lokalen Dimensionen der globalen Verschiebungen von Produktionsketten und Konsummustern zu untersuchen; zum anderen fragen wir danach, was diese Veränderungen für die Mensch-Umwelt-Interaktion bedeuten, denn Fischkonserven sind scheinbar eng mit der Umwelt, d. h. dem Meer, verbunden; insofern können sie z. B. mit Überfischung und generell mit Fragen des Umweltschutzes in Verbindung gebracht werden. Andererseits lässt sich beobachten, dass Konservenfabriken weit ins Hinterland verlagert werden (z. B. ins serbische Niš), da es dort noch billige Arbeitskraft gibt, während an den Küsten die Tourismusindustrie die v. a. weiblichen Arbeitskräfte beschäftig. Es geht also auch um lokale Prozesse der De-Industrialisierung.