Presseinformation 9/2023 | 28. November 2023
Fatales Erbe: Monografie zu Russlands sowjetischer Vergangenheit und ihren Folgen
Moskaus Krieg gegen die Ukraine hat auch zentrale Ursachen in der sowjetischen Vergangenheit Russlands. In ihrem kürzlich erschienenen Buch zur russischen Geschichte von 1917 bis 2022 zeichnet die Historikerin Prof. Dr. Katrin Boeckh (Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung) erstmals jene großen Linien nach, die von der Oktoberrevolution bis zum Angriff auf den ehemaligen sowjetischen Bruderstaat führen. Die Monografie „Back to the USSR. Russlands sowjetische Vergangenheit“ richtet sich sowohl an ein fachliches als auch ein allgemein interessiertes Publikum.
Regensburg. Katrin Boeckhs Geschichte der Sowjetunion und ihrer Nachwirkungen setzt ein mit der Entstehung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, deren Staatsraison auf die Sicherung des Landes vor Feinden – imaginierten und realen – und auf wirtschaftlichen Fortschritt um jeden Preis abzielte. Dabei schildert das Buch nicht nur politische Entwicklungen, sondern stellt auch deren Konsequenzen für die Menschen in den Mittelpunkt: insbesondere die schweren Repressionen und in der Folge eine Gesellschaft, in der Schweigen und Mitmachen als Schutzmechanismus alltäglich wurden. Ebenso ins Blickfeld kommen der lange Arm der Partei, die ökonomischen Auswirkungen der Planwirtschaft, kulturpolitische Besonderheiten, die gesellschaftliche Formierung des Homo Sovieticus und schließlich – trotz massiver Repression – das Überleben der Religion.
Zu den Alleinstellungsmerkmalen der Monografie gehört, dass sie verdeutlicht, wie diese Vergangenheit Russland bis heute entscheidend prägt. Sie schildert die russische Geschichte auch nach dem Ende der UdSSR 1991 und legt dar, inwieweit das sowjetische Erbe einer erfolgreichen Demokratisierung im Weg stand und so letztlich einen aggressiven, gewaltsamen Imperialismus ermöglichte.
„Hier zeigen sich vielfach strukturelle und mentalitätsgeschichtliche Kontinuitäten. Die tiefgreifende Militarisierung der Gesellschaft heute, die bis weit in die Familien hineinreicht und sich mit der Sehnsucht nach äußerer Größe erklärt, ist nur eine davon. Ebenso dazu gehört die Akzeptanz eines repressiven, allmächtigen Lenkungszirkels durch eine großteils fragmentierte Gesellschaft, die auch angesichts eines Krieges schweigt und sich apolitisch gibt. Man kann so durchaus feststellen, dass das sowjetische Regime im Russland heute eine Wiederauferstehung erlebt hat. Die Uhr tickt rückwärts.“, erläutert Katrin Boeckh.
Katrin Boeckh: Back to the USSR. Russlands sowjetische Vergangenheit. Stuttgart: Kohlhammer, 2023, 406 S.
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Bildbeschreibung zu „PM IOS 28.11.2023-Bild-1“: Prof. Dr. Katrin Boeckh, Historikerin am Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung. Bild: IOS/neverflash.com
Bildbeschreibung zu „PM IOS 28.11.2023-Bild-2“: Cover der Monografie „Back to the USSR. Russlands sowjetische Vergangenheit“.
Rezensionsanfragen möglich an: Jutta.Reich@kohlhammer.de
Weitere Informationen zur Monografie auf der Verlagsseite: https://shop.kohlhammer.de/back-to-the-ussr-31342.html#147=22
Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:
Prof. Dr. Katrin Boeckh
Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung
Tel.: 0941/943-5418
E-Mail: boeckh@ios-regensburg.de
Mehr zur Person: https://leibniz-ios.de/personen/details/katrin-boeckh