Presseinformation 1/2023 | 30. Januar 2022
„Geballte Regensburger Kompetenz zu Osteuropa“
Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft zu Gast: Martina Brockmeier besucht das IOS
Regensburg. Die Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft, Prof. Dr. Martina Brockmeier, unterstreicht die Bedeutung Regensburgs als international herausragendes Zentrum der Osteuropa-Forschung. „Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat auf schreckliche Weise deutlich gemacht, wie wichtig fundiertes Wissen über diese Region ist, und in Regensburg gibt es geballte Kompetenz dazu“, erklärte Martina Brockmeier bei einem Besuch am Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS). An dem Regensburger Institut informierte sie sich über die Forschung des IOS und sprach mit geflohenen Wissenschaftler*innen aus der Ukraine.
Martina Brockmeier ist seit Juli 2022 Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft. Zu der Forschungsorganisation gehören 97 Einrichtungen in Deutschland, darunter das IOS. Bei dem Institutsbesuch (26. Januar) ging es nicht zuletzt um die Frage, welche Folgen der russische Angriffskrieg für die Forschung hat. Am IOS arbeiten unter anderem Geschichts-, Wirtschafts- und Politikwissenschaftler*innen, geografischer Schwerpunkt ihrer Forschung ist Ost- und Südosteuropa. Mit 84 Mitarbeitenden ist es eines der international größten Institute mit diesem Schwerpunkt. Forschungsprojekte am IOS befassen sich beispielsweise mit Zuwanderung von Südosteuropa nach Bayern, mit der Entwicklung des ukrainischen Arbeitsmarkts oder mit Fragen zum Völkerrecht im Raum der ehemaligen Sowjetunion, die etwa in der Ukraine schon seit Jahren durch Russlands Vorgehen akut sind.
Putins Ziel: Gedächtnis einer Nation zerstören
„Wir haben am IOS ukrainische Mitarbeiter*innen, wir haben zahlreiche Kooperationspartner in der Ukraine, viele hier haben persönliche Kontakte in das Land. Umso schockierter erleben wir, was seit dem 24. Februar 2022 passiert“, erläuterte IOS-Direktor Prof. Dr. Ulf Brunnbauer mit Blick auf den Beginn der großangelegten russischen Invasion. „Wir haben darauf reagiert, wie es uns am besten möglich ist: Seither haben wir weitere Forschungsprojekte zur Ukraine begonnen und vor allem informiert – über die aktuellen Ereignisse und über das Land, das vielen noch immer zu wenig bekannt ist.“ Das Institut organisierte öffentliche Vorträge und Konferenzen, ebenso startete es ein Blog mit Informationen zum Krieg. Nicht zuletzt würdigte die Präsidentin, dass die Regensburger Forschenden regelmäßig als Ansprechpartner für lokale bis hin zu internationalen Medien zur Verfügung stehen und damit weit verbreiteter Desinformation entgegenwirkten.
Zu den neuen Projekten gehören unter anderem zwei Arbeitsgruppen mit Wissenschaftler*innen, die aus der Ukraine fliehen mussten und nun am IOS tätig sind. Sie beschäftigen sich unter anderem mit der Geschichte der Ukraine oder koordinieren von hier aus die Dokumentation von Kriegsverbrechen. Martina Brockmeier unterhielt sich bei ihrem Besuch auch mit ihnen. „In der Ukraine sind nicht zuletzt Wissenschaftler*innen durch russische Verfolgung bedroht. Putin zielt schließlich auch darauf ab, das Gedächtnis der Nation zu zerstören. Deshalb ist eine Unterstützung aus menschlicher Sicht von zentraler Bedeutung. Aber den Forschenden wird hier darüber hinaus eine sichere Fortsetzung ihrer Arbeit ermöglicht“, erklärte sie.
Zusammen mit der Universität Regensburg als zentralem Partner, der ebenfalls einen forschungsstarken Schwerpunkt östliches Europa hat, will das IOS seine Arbeit künftig noch mehr ausweiten. Entsprechende Pläne für neue Projekte stellte Ulf Brunnbauer vor: „Dabei wird es sicherlich schwieriger, gerade zu Russland zu forschen, nachdem Kontakte abgebrochen wurden und Archive nicht mehr zugänglich sind. Trotzdem stellen sich derzeit Fragen drängend wie nie. Wir sind auf einem guten Weg, dass Regensburg einer der international wichtigsten Standorte wird, von dem die Antworten zu Entwicklungen in Ost- und Südosteuropa kommen.“
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Bildbeschreibung zu „PM IOS IOS 30.1.2023-Bild“: Prof. Dr. Martina Brockmeier, Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft, bei ihrem Besuch am IOS Regensburg. Bild: IOS/Kurz