Slowenische Migrationen nach Bayern seit 1945
Bilaterales Forschungsprojekt
Projektleitung: Prof. Dr. Ulf Brunnbauer
Bearbeiter: PD Dr. Rolf Wörsdörfer
Laufzeit: 2014-2015
Finanziert durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, das Institut für Ost- und Südosteuropaforschung und die Slovenska Akademija Znanosti in Umetnosti.
Das in enger Zusammenarbeit mit dem slowenischen Migrationsforschungsinstitut in Ljubljana (Inštitut za slovensko izseljenstvo in migracije, ZRC SAZU) entwickelte Projekt zielt auf eine Kulturgeschichte der Migration aus Slowenien nach Deutschland seit 1945; der Schwerpunkt liegt auf den Wanderungen von Sloweninnen und Slowenen nach Bayern und hier insbesondere in den Raum Ingolstadt. Es geht somit um einen der wichtigsten Aspekte der slowenisch-deutschen Beziehungsgeschichte der Nachkriegszeit, mit Bayern als einem Hauptzielland der Wanderbewegung. Das Projekt inkludiert die Behandlung der Geschichte der bayerisch-slowenischen Regierungskommission, da diese für das Migrationsgeschehen von großer Bedeutung war. Zu erwarten ist somit auch ein gewichtiger Beitrag zur Geschichte der bilateralen Beziehungen zwischen Bayern und Slowenien seit 1945.
Die Besonderheiten der im Anschluss an das deutsch-jugoslawische Anwerbeabkommen von 1968 erfolgten slowenischen Deutschlandwanderungen sind vor allem im mittelbayerischen Donauraum leicht zu greifen. Dies hängt u.a. damit zusammen, dass bei Audi NSU in Ingolstadt nach 1968 slowenische Migranten und Migrantinnen in hoher Anzahl (absolut und prozentual) vertreten waren. Das besondere Interesse des Projekts gilt dabei – neben der Rekonstruktion der quantitativen Dimension der Migrationsbewegungen sowie ihrer politischen Rahmenbedingungen – der kulturellen Praxis, den konfessionellen Bindungen, dem Vereinswesens, der Wohnsituation, der Mobilität sowie der Re- und Sekundärmigration. Insofern wird das Projekt auch Orientierungswissen für die Einschätzung aktueller Migrationsbewegungen produzieren.
Die beantragte Förderung dient der Erstellung einer Publikation zu dem genannten Thema. Diese Publikation wird von PD Dr. Rolf Wörsdörfer abgefasst, der auf umfangreiche Vorarbeiten bei der Erforschung der slowenischen Migration nach Bayern (und Deutschland insgesamt) aufbauen kann. Die geplante Monografie wird in vielerlei Hinsicht wissenschaftliches Neuland betreten. Das Buch behandelt u.a. folgende Themen:
- slowenisches Exil in Bayern nach 1945
- Präsenz slowenischer Firmen auf dem regionalen Arbeitsmarkt seit 1964
- Vereinswesen der Migranten nach 1968
- Mobilität der slowenischen Migranten
- das Thema „Arbeitswanderung“ in Diskussionen der bayerisch-slowenischen Regierungskommission sowie bei wechselseitigen Staatsbesuchen in Ljubljana und München
Das Projekt wird in enger Kooperation mit dem Institut für Migrationsforschung in Ljubljana durchgeführt; der Projektbearbeiter, PD Dr. Wörsdörfer, gehört dem Herausgeberbeirat der Institutszeitschrift Dve domovini – Two homelands an. Der geplante Band wird in der renommierten, von Klaus Bade und Jochen Oltmer herausgegebenen Reihe „Studien zur Historischen Migrationsforschung“ (Ferdinand Schöningh Verlag) erscheinen.
Publikationen und Vorträge des Bearbeiters (Auswahl)
Publikationen
- Das adriatische Exempel. Zur ethnisch-politischen “Bereinigung” einer europäischen Grenzregion (1915-1955), in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, Heft 3-4, März/April 2011 (Schwerpunkt: „Ethnische Säuberungen“) S. 159-175.
- Slovenian and Croatian Emigrants from Territories Ceded to Italyafter 1918 in Yugoslavia, in: The Encyclopaedia of Migration and Minorities in Europe. From the 17th Century to the Present, edited by Klaus J. Bade, Pieter C. Emmer, Leo Lucassen and Jochen Oltmer,Cambridge/New York 2011, S. 678-681.
- Transnationale Aspekte italienischer und deutscher Besatzungspolitik in Slowenien 1941 bis 1945, in: Lutz Klinkhammer, Amedeo Osti Guerrazzi, Thomas Schlemmer (Hg.), Die "Achse" im Krieg. Politik, Ideologie und Kriegsführung 1939-1945, Paderborn u.a. 2010, S. 340-367.
- Deutsche aus Slowenien, in: Detlef Brandes, Holm Sundhaussen, Stefan Troebst (Hg.), Lexikon der Vertreibungen. Deportation, Zwangsumsiedlung und ethnische Säuberung im Europa des 20. Jahrhunderts, Wien u.a. 2010, S. 173-176.
- (hg. mit Sabine Rutar), Sozialgeschichte und soziale Bewegungen in Slowenien (mit Beiträgen von M. Drnovšek, B. Godeša, Ž. Lazarević, D. Nećak, T. Petzer, J. Pirjevec, P. Scherber, P. Svoljšak, M. Verginella) - Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen an der Ruhr-Universität Bochum, Heft 41/2009.
- (mitMarjan Drnovšek), Transnationale Migrationen in der Hochmoderne: Amerikanische und westfälische Slowenen im Vergleich, in: Migration und Gesellschaft – am Beispiel Westfalens, hg. von Michael Schubert, Münster 2009 (=Westfälische Forschungen, Nr. 59, 2009), S. 407-436.
- Ein „slawischer Bund“ an Rhein und Ruhr? Voraussetzungen der nationalen Mobilisierung polnischer, tschechischer und slowenischer Bergarbeiter im Ruhrgebiet (1880-1941), in: Dieter Bingen, Peter Oliver Loew, Nikolaus Wolf (Hg.), Interesse und Konflikt. Zur politischen Ökonomie der deutsch-polnischen Beziehungen, Wiesbaden 2008, S. 123-142.
- Südosteuropa an Rhein und Ruhr. Die „westfälischen Slowenen“ 1880-1941, in: Ulf Brunnbauer, Andreas Helmedach, Stefan Troebst (Hg.), Schnittstellen. Gesellschaft, Nation, Konflikt und Erinnerung in Südosteuropa. Festschrift für Holm Sundhaussen zum 65. Geburtstag, München 2007, S. 95-110.
Vorträge
- Sozial- und kulturgeschichtliche Aspekte slowenischer Deutschlandmigrationen im 19. und 20. Jahrhundert. Universität Gießen, Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte, 28.10.2014.
- Osteuropa in Bewegung: Nomaden, Siedler und Migranten. Universität Zürich, Abteilung für Osteuropäische Geschichte, Ringvorlesung „Kulturelle Grundlagen Osteuropas“, 13.5.2014.
- Situative Reaktion oder einheitliches Migrationsregime? NS-System und Slowenenkolonien an Rhein und Ruhr 1932-1941. Universität Osnabrück, Institut für Migrationsforschung und interkulturelle Studien, Konferenz „Migrationsregime vor Ort - lokale Migrationsregime“, 1./2.10.2013.
- Slowenische Deutschland-Wanderungen: Von den Vestfalski Slovenci im Ruhrgebiet bis zur Gastarbeitermigration nach Bayern (1880-1973), Ruhr Universität Bochum, Institut für soziale Bewegungen 7.1.2013.
- Max Diamant, die IG Metall und die ausländischen Arbeitnehmer – Das Beispiel der Arbeitsmigranten aus Jugoslawien (1968-1973), Internationales Symposium „Max Diamant, Sozialist, Exilant, Gewerkschafter“, Friedrich Ebert Stiftung, Bonn, 21.9.2012.
- Discussant der Sektion "Meje in historiografija", Mednarodni znanstveni sestanek "Representacije zgodovinopisja v slovensko-italijanskem obmejnem prostoru v 20. stoletju", Univerza na Primorskem, Koper, 12.-14.09.2011.
- Transalpine und transatlantische Migrationen in der Hochmoderne. Der slowenische Fall, Tagung „Migrationen aus, in und nach Südosteuropa“, Akademie für politische Bildung, Tutzing 5.-9.10.2009.
- Slowenen in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. Begleitprogramm der Ausstellung „Nationalsozialistische Germanisierungspolitik in Slowenien 1941-1945 und der Kampf um Entschädigung“, NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, 25.10.2008.
- Kontinentale und transatlantische Migration in der Hochmoderne – Der slowenische “Fall”, Universität Basel, Historisches Seminar, Arbeitsgemeinschaft zur jüdischen und osteuropäischen Geschichte und Kultur, 7.5.2008.
- Hamborn: The Town, the Mines and the Migrants (1883-1934). Workshop Mass Migration and Urban Governance. Cities in the United Statesand in Central Europein the 19th and 20th Century, Deutsches Historisches Institut, Washington D.C., 11.-12.5.2007.