Infrastruktur und postimperiale nationalräumliche Integration. Raumerschließung, Raumvorstellungen und die Eisenbahn in Bulgarien und Serbien/Jugoslawien vom ausgehenden 19. Jh. bis zum Zweiten Weltkrieg im Vergleich
Projektverantwortlicher: Danijel Kežić
Laufzeit: 2019–
Das beantragte Projekt will die Rolle von Infrastruktur am Beispiel der Eisenbahn für postimperiale Nationsbildungsprozesse im Königreich Serbien bzw. Jugoslawien und Bulgarien vom späten 19. Jh. bis 1941 analysieren. Damit füllt es nicht nur eine große Forschungslücke, sondern wird wichtige Erkenntnisse über die Wechselwirkung von Raumkonzepten und Infrastruktur – mit dem Fokus auf die nationalräumliche Integration – erbringen. Erkenntnisleitend ist die Arbeitshypothese, dass Eisenbahnen eine zentrale Rolle für die mentale sowie materielle Konstruktion des nationalen Raumes spielen, dabei von ihnen aber sowohl integrative als auch desintegrative Wirkungen ausgehen können. Das Vorhaben verfolgt drei wesentliche Ziele:
- Analyse der Konstruktion des nationalen Raums durch Infrastruktur auf der Makroebene des Nationalstaates (Raumbilder, Verkehrsplanung und -entwicklung)
- Untersuchung der symbolischen Kodifizierung des nationalen Raums durch Infrastruktur auf der Mikroebene
- Entwicklung neuer theoretischer und methodischer Grundlagen für eine zeitgemäße südosteuropäische Infrastruktur-Geschichte
Das Projekt fußt auf umfangreicher empirischer Forschung in Bulgarien, Kroatien und Serbien, da vielfach noch die Grundlagen der Eisenbahngeschichte rekonstruiert werden müssen. Die vielfältigen Quellen (Archivakten, Veröffentlichungen, Fachzeitschriften, Karten und Bilder) werden mit einem kultur- und sozialgeschichtlich geprägten Forschungsansatz interpretiert. Zentrale Bezugspunkte sind dabei Ideen des spatial turn und der mental maps. Mit seinem Forschungsdesign legt damit das Vorhaben einen Grundstein für die zukünftige Erforschung der Geschichte auch anderer Infrastrukturen in postimperialer Situationen im südöstlichen Europa.
Gefördert durch