Jahrbücher für Geschichte Osteuropas: Heft 3 (2021) erschienen
Das dritte Heft des Jahrgangs 2021 der Jahrbücher für Geschichte Osteuropas ist ein von Ekaterina Makhotina herausgegebenes Themenheft mit dem Titel „Klöster in der Genealogie des Gefängnisses“. Es widmet sich der Praxis der Einsperrung in Klöstern als einem komplexen eigenständigen Phänomen, das nicht nur für die Kriminalitäts- und Strafvollzugsgeschichte Einsichten liefern kann. Durch die Einbeziehung der religiösen Komponente in die Analyse der Verbannung und Verwahrung erscheinen die Klöster als mehrdimensionale, komplexe Räume der Sühne, Strafe und der sozialen Kontrolle, an denen sich zudem exemplarisch eine konflikthafte Beziehung zwischen den weltlichen und kirchlichen Akteuren untersuchen lassen.
Sergej Šaljapin (Archangel’sk) beleuchtet in seinem Beitrag die „Klosterhaft in der Gerichts- und Verwaltungspraxis der russischen Bischöfe Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts“ und zeigt komplexe und vielschichtige Dynamiken auf. „Geistliche als Ermittler“ stehen im Zentrum der Ausführungen von Elena Marasinova (Moskau). Sie nimmt insbesondere die „Kirche und das Ermittlungsverfahren in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts“ in den Blick. Ol’ga Košeleva (Moskau) befasst sich mit der „Ermahnung von Verdächtigen durch Geistliche in der Gerichtspraxis in der Provinz im gleichen Zeitraum. Der Beitrag von Ekaterina Makhotina (Bonn) zeichnet schließlich die Konturen der Klöster als multifunktionelle Institutionen, in denen sich weltliche und sakrale Logiken der Einsperrung mischten, nach.
Ergänzt werden die Artikel von 30 Rezensionen neuer Forschungsliteratur zur Geschichte Osteuropas, die über den Franz Steiner Verlag oder auf recensio.net im Open Access zugänglich sind.
Vorschau auf Heft 4/2021
Sonderheft mit Diskussionsbeiträgen zur Lage des Fachs Osteuropäische Geschichte seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, einem Aufsatz von Michail Akulov sowie Rezensionen neuer Forschungsliteratur zur Geschichte der Ukraine